Pfarrkirche "bei Unserer Lieben Frauen" zu Altenkunstadt |
Das Patrozinium wird am Fest Mariä Geburt (08. September) gefeiert.
Zweiter Patron ist St. Kilian (08. Juli), dritter Patron SS. Petrus und Paulus (29. Juni).
Kirchweihtag ist der Sonntag nach Kiliani.
Äußeres Erscheinungsbild der Kirche
Die hochaufstrebende Hallenkirche mit dem spitzen Turm inmitten des alten Kirchhofes, der von einem hohen Mauerring und Resten alter Wehrbauten umgeben ist, und der sich anschließende stattliche, zweiflügelige Pfarrhof bilden ein reizvolles, das Landschaftsbild prägendes Ensemble.
Rundgang
um die Kirche
Der Außenbau besteht aus unverputzten
Sandsteinquadern. Der Turm ist fünfgeschossig, die Obergeschosse sind durch
profilierte Gesimse unterteilt. Im Erdgeschoss zeigt ein kleines
Keilbogenfenster nach Norden. Im 1. Obergeschoss befinden sich große spitzbogige
Fenster mit gekehltem Gewände und dreibahnigem Maßwerk gegen Norden und Osten.
Das Gesims darüber ist hochgekröpft. Im 2. Obergeschoss finden sich wieder
kielbogige Fensterchen, während im 4. Obergeschoss spitzbogige, mit zweibahnigem
Maßwerk versehene Schallfenster den Turmkörper nach allen Seiten auflockern. Der
achteckige, verschieferte Turmhelm wird flankiert von 4 Scharwachttürmchen und
läuft sehr spitz in einem vergoldeten Turmkopf aus. Darüber erheben sich ein
rautenförmiges Eisengitter mit Kreuz und ein vergoldeter Wetterhahn. An der
Nordseite des Turmerdgeschosses findet sich die eingemeißelte Jahreszahl 1605.
Dieser Jahreszahl begegnen wir auch über einem Wappenschild mit dem Monogramm WH,
welches mit einem Rötelstift an die östliche Laibung der nördlichen Vorhalle
skizziert wurde. Über dem Wappenschild
zeigt eine weitere Rötelzeichnung eine gotische Kirche mit spitzhelmigem, großem
Turm, steilem Kirchendach mit Kreuzblume und Türmchen. Möglicherweise fassen wir
mit WH den Turmbaumeister Wolf Hueber,
der nach K. Sitzmann 1631 in Bayreuth
verstorben ist, andererseits mit der Jahreszahl 1605 wohl das Baujahr des Turms,
auch wenn Kaplan Schlegler berichtet: 1610 - in diesem Jahr wurde der Turm zu
bauen begonnen unter Abt Peter III.
Schönfelder (reg. 1608 - 1620).
Die östliche Giebelwand des Langhauses wurde um 1900 neu erbaut und mit einem neugotischen Maßwerkrundfenster versehen. Die von spitzbogigen Fenstern durchbrochenen Seitenwände des Langhauses sind durch Kaffgesimse, die Strebepfeiler noch durch Wasserschläge gegliedert. Die Pfeilerabschlüsse sind giebelförmig und mit Nasenblenden versehen. An der Nordseite finden wir zwischen den Strebepfeilern eine Vorhalle. Sie öffnet sich in spitzbogigem Gewände und dient als Seiteneingang. Im Inneren der Vorhalle Netzgewölbe mit Kehlrippen. Das Portal ist spitzbogig, das Gewände mit Kehlen sowie mit durchsteckten Rund- und Birnstäben profiliert. Den Türflügeln sind Lindenholzschnitzereien mit Fruchtbündeln und Ohrmuschelwerk aufgelegt. Am Mittelpfosten Hermenkaryatide, im Tympanon Ranken mit Blüten, Früchten und Engelskopf (2. Hälfte des 17. Jh.).
Die Westfassade wird durch zwei hohe Strebepfeiler gegliedert, deren Abschlüsse giebelförmig in Nasenblenden auslaufen. Zwischen den beiden Pfeilern ist die Vorhalle zum Hauptportal eingezogen, die sich im Spitzbogen öffnet. Die Gestaltung entspricht der des Nordportals. An den Außenkanten der Fassade sind die Strebepfeiler diagonal gestellt. Sie sind durch Kaffgesims und Wasserschläge geteilt. Im Mittelteil der Westfassade spitzbogiges Fenster mit vierbahnigem Maßwerk, daneben Treppenturm mit doppelter Wendeltreppe, die zur Empore führt. An den Wänden des Langhauses konnten mindestens elf verschiedene Steinmetzzeichen festgestellt werden, was für die Tätigkeit einer Bauhütte im Auftrag des Klosters Langheim spricht.
In der Vorhalle des Hauptportals ist rechts an der Wand eingemeißelt: ERBAUT 1537. An dieser Stelle sei vermerkt, dass die jetzige Kirche nach den Erkenntnissen der im Jahre 1982 erfolgten archäologischen Grabungen neben dem schon erwähnten karolingischen Bau noch einen romanischen und einen frühgotischen Vorgängerbau besaß. Kaplan Schlegler spricht im Hinblick auf die bestehende Kirche von einem im altdeutschen Stil errichteten Kirchenbau, den Bischof Weigand v. Redwitz am 09.07.1537 eingeweiht haben soll. Als seinen Erbauer sieht er jenen Baumeister an, der die Langheimer Klosterkirche, die am 06.05.1530 eingeweiht worden war, aufführte. Der spätgotische Altenkunstadter Kirchenbau war als dreischiffige Hallenkirche mit sechs Pfeilern erbaut worden, doch unterblieb die geplante Einwölbung des Langhauses wohl wegen der religiösen Wirren nach dem Bauernkrieg von 1525. Der Kirchenbau erfolgte unter dem Langheimer Abt Johann V. Faber (reg. 1510 - 1538).
Der ursprünglich spätgotische Chor wurde 1723 unter Abt Gallus Knauer barockisiert. Dabei wurden anstelle der gotischen Spitzbogenfenster vier barocke Rundbogenfenster eingefügt. Im südlichen Chorwinkel entstand zur gleichen Zeit eine barocke Sakristei. Die Annakapelle ist ein dreiseitig geschlossener Anbau von 1715 an der Langhaussüdseite. An der Nordseite, im Winkel zwischen Turm und Chor, ist schräg eine vorne offene Kapelle eingefügt. Die Öffnung ist mit der Jaheszahl 1760 bezeichnet. Im Inneren eine Pietà von dem Holzbildhauer Albert Doll aus Oberasbach in Baden von 1969. Westlich des Seiteneinganges befindet sich ein Ölberg. Christus mit den drei schlafenden Jüngern und ein Engel mit Kelch sind handwerkliche, gotisierende Sandsteinfiguren aus dem späten 17. Jh.
Das Kircheninnere
Wir betreten die Kirche am besten durch das Hauptportal an der Westseite. Es empfängt uns ein lichter und hoher hallenartiger Saal. In den Jahren 1732/33 wurden die spätgotischen Innenpfeiler abgebrochen, im Jahre 1901 ersetzte man die Holzdecke durch ein Gewölbe mit unterlegten Rippen. Der um 1723 am Chorgewölbe aufgetragene Stuck zeigt Bandelwerk mit Ranken und Fruchtbündeln, außerdem im vorderen Chorabschnitt Reliefdarstellungen des Auges Gottes und der Dreifaltigkeit.
Hochaltar
Der Blick fällt auf den frühbarocken
Hochaltar. Andreas Nüssel, ein Altenkunstadter Schreinermeister, hat ihn und die
beiden Seitenaltäre 1730/40 geschaffen. Der Altartisch ist gemauert und hat eine
geschwungene Verkleidung. Der Tabernakel stammt vom Ende des 18. Jh, der in drei
Teilen gegliedert wird - ein Hinweis auf die Dreifaltigkeit, deren Darstellung
noch zwei Mal wiederkehrt, nämlich im Auszug des Altars und an der
Stuckdecke. Auf der Tabernakeltür stehen die Worte: Ecce Panis angelorum - Sieh
das Brot der Engel. Gemeint ist das eucharistische Brot im Tabernakel, auf das
auch das Lamm Gottes auf dem
hochgeschwungenen Gesims und die Rauchfass
schwingenden Engel auf Sockeln verweisen. Das Lamm liegt auf dem Buch mit den
Sieben Siegeln
(Apokalypse). Seitlich sind zwei barocke Schreine mit Reliquien
der hll. Bonifatius, Prosper, Fausta und Magnus aufgestellt.
Das Altarblatt mit
einer
Muttergottes mit Kind aus dem 19. Jh. weist die Kirche als Marienkirche
aus. Es wird flankiert von qualitätvollen spätgotischen Figuren der hll.
Wolfgang und Georg. Sie wurden um 1500 in einer Bamberger Werkstatt geschnitzt
und werden dem Meister des Hersbrucker Altars zugeordnet.
Am Gebälk über dem Altarbild ist das Wappen des Langheimer Abtes Stephan Mösinger (1734 - 1751) angebracht. Die Seitenteile des Hochaltars sind schräg zurückgenommen, von Freisäulen flankiert. Zwischen den Säulen stehen die Zisterzienserheiligen Bernhard von Clairvaux (links) und Alberich, der 2. Abt von Citeaux (rechts); beides Arbeiten um 1740. An den Wangen finden sich prächtige durchbrochene Akanthusschnitzereien mit Putten. Im Auszug ist die Heiligste Dreifaltigkeit dargestellt, von Engeln flankiert. Ein zweites Engelpaar schwebt auf den Geibelschenkeln über den äußeren Freisäulen. Das Abschlussgesims zeigt eine von Akanthusschnitzerei umgebene Muschel.
Seitenaltäre
Nach dem Hochaltar ist für die Pfarrei Altenkunstadt der rechte Seitenaltar der bedeutsamste. Er heißt Maria-Trost-Altar und zeigt im Altarblatt Maria mit dem Jeukin, von Engeln begleitet, auf Wolken über dem Ort schwebend. Der schwarz-lederne Gürtel in der Hand des Kindes, dem Beter dargeboten, nimmt Bezug auf die Satzung der hier bestehenden Maria-Trost-Bruderschaft, wonach die Mitglieder einen solchen Gürtel um den Leib tragen sollten in Erinnerung an das Schriftwort: Eure Lenden seien umgürtet und eure Lampen brennend! (Lukas 12, 35). Interessant ist die Ortsansicht von Altenkunstadt im unteren Teil des Bildes aus der Mitte des 19. Jh. Das Altarblatt soll von Sebastian Holzer 1866 geschaffen worden sein. Zwischen Säulen und Pilastern stehen die Heiligen des Augustinerordens und Patrone der Maria-Trost-Bruderschaft, nämlich der Gottsucher Augustinus mit dem brennenden Herzen und seine Mutter Monika, deren inständiges Gebet zur Bekehrung ihres Sohnes geführt hat. Diese beiden Figuren stammen von Sebastian Degler, gebürtig aus Weilheim, damals ansässig in Bamberg. Im Auszug des Altars das Herz Mariens. Den Altar schließt ein vom Kreuz bekrönter Baldachin ab. Die Maria -Trost -Bruderschaft geht bis in die 1. Hälfte des 18. Jh. zurück. In dieser frommen Vereinigung wollen Christen Maria, die Mutter Christi, besonders verehren unter dem Titel Trösterin der Betrübten und sich unter ihren Schutz stellen. Alljährlich am Sonntag nach dem Augustinusfest (28.08.) begeht die Maria-Trost-Bruderschaft ihr Titularfest, im Volksmund auch Ablassfest genannt.
Die Kanzel - Detailansicht
Der hl. Evangelist Johannes
Die Ausgrabung von 1982 in der Pfarrkirche von Altenkunstadt
Wegen des geplanten Einbaus einer Fußbodenheizung wurde im Frühsommer 1982 eine Ausgrabung durchgeführt, die Aufschluss über eventuelle Vorgängerbauten erbringen sollte. So hoffte man, Reste eines karolingischen Baus vorzufinden, der in unmittelbarer Nachfolge der 14 Slawenkirchen Karls des Großen entstanden sein soll.
Reste eines frühmittelalterlichen Friedhofes
Bei der Ausgrabung, welche sich auf den Chorbereich beschränkte, wurden unmittelbar über dem anstehenden Boden mehrere Bestattungen angetroffen, die zu einem bereits vorher festgestellten frühmittelalterlichen Friedhofsbereich gehörten.
Neues zur Baugeschichte
Zur Baugeschichte der Altenkunstadter Kirche und ihrer Vorgängerbauten konnten
einige neue Anhaltspunkte gewonnen werden. Als frühester Bauteil (wohl Mitte des
9. Jhdts.) wurde eine fast halbrunde, etwa 4 Meter breite Apsis und ein wohl
dazu gehöriges Altarfundament aufgedeckt.
Westlich davon wurden wesentlich stärkere und in der Bautechnik unterschiedliche Mauern angetroffen, welche den Saal der Kirche bildeten. Dieser ist schon einer neuen Bauphase zuzuordnen (spätestens 13. Jhdt.), der noch mit der Apsis in Verbindung gestanden haben kann . Später ersetzte dann ein neuer Rechteckchor (vor dem 16. Jhdt.) den alten Ostabschluss.